Marienhof
Marienhof
Das Anwesen mit dem Reetdach in der Karl-Liebknecht-Straße fällt auf. Hier verbrachte der bekannte Intendant und Regisseur Prof. Dr. h.c. Walter Felsenstein seine letzten acht Lebensjahre. Geboren am 30. Mai 1901 in Wien, begann seine vielfältige künstlerische Tätigkeit im Jahre 1923.
Von etwa 1940 an wirkte Felsenstein vorwiegend in Berlin und wurde 1947 von der sowjetischen Militäradministration mit der Intendantur der neu gegründeten Komischen Oper im damaligen Ostberlin beauftragt. Zu seiner bedeutendsten Inszenierung zählte hier „Die Fledermaus“, mit der das Haus 1947 eröffnet wurde. Hinzu gesellten sich im Laufe der Jahre unter anderem „Orpheus in der Unterwelt“, „Carmen“, „Zar und Zimmermann“, „Othello“, „Hoffmanns Erzählungen“, La Traviata“, „Ritter Blaubart“ und „Die Zauberflöte.“
Auch als Filmregisseur versuchte sich Felsenstein. 1956 entstand unter anderem die Verfilmung von Beethovens „Fidelio“. Doch der Schwerpunkt lag in der Theater- und Opernarbeit.
Das Wirken in der Komischen Oper Ostberlins führte dann wohl auch zu gelenkten Entscheidungen in der Wahl des Wohnortes. Die Felsensteins mit österreichischer Staatsangehörigkeit verzogen im September 1967 vom Westberliner Dahlem nach Glienicke/Nordbahn in der DDR. Ein gar seltener und auch auffälliger Weg. Das Renommee eines Felsenstein’ passte der DDR in den 1960er Jahren sehr gut in ihre Reputationsbestrebungen. So entbehrt die Symbiose von realsozialistischer Ideologie und Kunstschaffen nicht einer gewissen Pikanterie genauso wie die Errichtung der einladenden Residenz durch die DDR auf Glienicker Boden.
Felsenstein wurde Vizepräsident der Deutschen Akademie der Künste der DDR, er erhielt 1950, 1951 und 1956 den Nationalpreis der DDR und war Träger des Vaterländischen Verdienstordens.
Am 8. Oktober 1975 verstarb Walter Felsenstein im Alter von 74 Jahren in Berlin und wurde am 17. Oktober 1975 in Kloster auf der Insel Hiddensee beigesetzt, wo die Felsensteins ein weiteres Anwesen besitzen.
Abschließend zurück zu dem auffälligen, aus mehreren Gebäuden bestehenden Anliegen in unserem Heimatort. 1967 wurde es nach Entwürfen des Glienicker Architekten Johannes Bendik errichtet und steht seit 1998 unter Denkmalschutz.
Quelle: Wikipedia und Walter Felsenstein „Einer Regielegende auf den Zahn gefühlt“, neue musikzeitung nmz, 10 / 2015
Fotos und Text: Archiv/Joachim Kullmann