OdF-Gedenkstätte
Gedenk- und Begräbnisstätte für die Opfer des Faschismus
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde auf dem evangelischen Friedhof an der Hauptstraße im September 1945 eine Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus an der alten Friedhofsmauer eingeweiht (siehe Abbildung).
Ausgangspunkt war die dortige Urnengrabstelle von Gerhard Weiß (1909 - 1932), der 1932 von einem Nazi beim Überwachen von KPD-Wahlplakaten in Glienicke erschossen wurde. Eine separate Gedenkstätte für Gerhard Weiß findet man auf dem Friedrich-Wegner-Platz an der Schönfließer Straße gegenüber dem Neuen Gymnasium Glienicke. Die Anlage auf dem kirchlichen Friedhof existierte bis zur Eröffnung des kommunalen Waldfriedhofs im Jahre 1952. Auf diesem errichtete man eine neue Gedenkstätte und die Urnen von Gerhard Weiß sowie weiterer bis dahin verstorbener KPD- und SED-Mitglieder, die in Glienicke während der NS-Zeit in der Illegalität gegen das NS-System auftraten und in der Nachkriegsordnung besondere Bedeutung hatten, wurden nun auf den Waldfriedhof umgebettet.
Auf einem separaten Gedenkstein neben den Urnengrabstätten sind die Namen der Verstorbenen aufgeführt, die nicht in Glienicke beigesetzt sind.
Der Waldfriedhof wurde nötig, weil bei steigender Einwohnerzahl die Kapazität des Friedhofs an der Hauptstraße an seine Grenzen stieß. Aber auch politisch-ideologische Argumente und Weltanschauungsfragen flossen hier ein. Das belegt ein schon aus dem Jahre 1932 stammendes Schreiben (siehe Abbildung), unterzeichnet von der damaligen SPD- und KPD-Ortsgruppe. Der Wunsch altlinker Kreise nach Schaffung eines zusätzlichen Friedhofs ohne kirchliche Bindung ist in der atheistischen Weltanschauung jener Gruppen zu suchen.
So war nun nach genau zwei Jahrzehnten die Forderung für einen zusätzlichen kommunalen, nichtkirchlichen Friedhof in unserem Heimatort im Jahre 1952 erfüllt. Trotzdem aber können auf dem kommunalen Waldfriedhof auch kirchliche Bestattungen erfolgen und umgekehrt nichtkirchliche Beisetzungen auf dem evangelischen Friedhof an der Hauptstraße.
Die Symbolik des roten Dreiecks auf dem Gedenkstein (siehe Abbildung) erinnert an die Kennzeichnung der Sträflingskleidung der KZ-Insassen. So musste die Gruppe politischer KZ-Häftlinge am Ärmel ein rotes Dreieck tragen. Gedenken, Erinnerung und Mahnung beinhaltet die gesamte Darstellung auf dem Gedenkstein.
Fotos/Dokument und Text: Archiv/Joachim Kullmann